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| Leseprobe aus: Ustica... Eine
Ambulanz und zwei Polizeiautos schreckten sie auf dem Heimweg mit ihren Sirenen
aus den Gedanken. Laura bremste an der Einmündung in ihre Straße, um sie
vorbeizulassen. Doch sie bogen ab und stoppten dann vor ihrem Haus. Laura
erschrak und gab Gas. Hinter dem zweiten Polizeiwagen hielt sie mitten auf der
Fahrbahn und klappte die Sonnenblende mit dem Presseschild herab. Als sie auf
das Haus zulief, stellte sich ein Polizist in den Weg. Sie
bemühte sich, freundlich zu bleiben. „Lassen Sie mich durch; ich wohne
hier.“ „Können
Sie sich ausweisen?“ Das
hatten wir gestern schon mal, dachte sie und zwängte sich an ihm vorbei. Bevor
er sie festhalten konnte, rannte sie die Treppen hoch. Stimmen drangen von oben
und dann kam ihr ein Feuerwehrmann entgegen. „Was
ist hier los?“ Ihre Kehle wurde eng. Zwei
Sanitäter folgten ihm mit einer Trage; dahinter ein dritter mit einer
Infusionsflasche. Sie blickte in das zerschundene Gesicht von Frau Breiner. Ihre
Bluse war blutverschmiert. Laura
schluckte; sie nahm drei Stufen auf einmal, als sie weiterlief. Vor
ihrer Wohnung standen zwei Polizisten neben der geöffneten Tür. Wilfried
lehnte in der Diele an der Wand. Laura
tat einen Schritt auf ihn zu. „Wo sind die Kinder?“ Ihre Stimme war plötzlich
nur noch ein Krächzen. „Fort!“
Wilfrieds Augen verdunkelten sich und er zog sie in seine Arme. „Man
hat Ihre Kinder entführt“, sagte eine rauchige Frauenstimme. Laura
drehte sich um. Aus dem Wohnzimmer kam eine junge Kommissarin, die sie von einem
Interview kannte. Wilfried
hielt sie ganz fest. „Als ich nach Hause kam, habe ich Frau Breiner
gefunden.“ „Und
das hier.“ Die Polizistin hielt Laura ein Blatt Papier entgegen. „Können
Sie uns sagen, was es bedeutet?“ Mit
bebenden Händen nahm Laura den Zettel. „Lassen Sie Ihre Finger weg, wenn Sie
die Kinder wiedersehen wollen.“ „Liebling,
was meinen die?“ Wilfried ließ sie los und umfasste ihr Gesicht. „Was
ist mit Frau Breiner?“ „Ich
fürchte ...“ Er biss sich auf die Lippen und sah ihr prüfend in die Augen.
„In was bist du da hineingetappt?“ „Das
klingt wie aus einem billigen Mafia-Film, aber wir sollten es ernst nehmen“,
sagte die Polizistin. Die
Worte des Kochs fielen Laura ein: Nicht die Mafia. Sie schüttelte den Kopf.
Sollte sie erzählen, was sie vermutete? „Was sollen wir tun?“, fragte sie
stattdessen. Die
Polizistin zuckte die Schultern. „Wenn Sie uns keinen Anhaltspunkt geben, können
wir nur abwarten.“ ... |
Copyright © 2001 Annemarie Nikolaus |