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KATZENLEBEN
"Mau, mau, mau - find ich hier eine Frau??" Der schwarze Kater schleicht seit Ende Januar um das Haus herum.
Die gestreifte Katze? Die weiße Katze? Die Tigerin ist noch zu jung; aber die Weiße ist höchst anziehend.

Die Weiße kommt zum Katzen-Frühstück angerast, vom fremden Schwarzen genauso umkreist wie vom alten Hauskater. Die Katze entflieht in den kahlen Maulbeerbaum. Stundenlang bleibt sie dort sitzen, am Ende eines Astes - unerreichbar für den Schwarzen, der stundenlang in der Pergola wartet und sie nicht aus den Augen lässt. Irgendwann saust sie davon, und auch der Schwarze zieht von dannen.
"Diese Katze ist verrückt!", sagen die Nachbarinnen. "Sie lebt nur auf den Bäumen." Und die Nonna, die nicht mehr so gut sieht, ergänzt: "Neulich blickte ich aus dem Fenster und sah etwas Weißes im Baum. Und fragte mich, was das denn sein könnte. Erst als es sich bewegte, konnte ich erkennen, dass es die weiße Katze ist."
Der Schwarze sitzt jeden Morgen ein Stück dichter am Haus. Gemächlich nähert auch er sich, wenn zum Futtern gerufen wird und wartet auf das, was die anderen ihm übrig lassen.
Die Weiße ist an manchen Tagen überhaupt nicht zuhause - die Nachbarinnen berichten, wo überall sie im Dorf herumflitzt. Irgendwann im Sommer kommt sie gar nicht mehr wieder.

Der Schwarze schläft tags mit den anderen Katern in der Sonne auf der Pergola und nachts macht er es sich im Holz bequem.
Jeden Morgen kommt er angerast, springt fast in die Futterschüssel und schnappt den anderen die besten Bissen weg.
© Annemarie Nikolaus, Februar 2001



DER BACH HINTERM HAUS

Hinter der alten Mühle sammelte sich der Bach zum ersten Mal über steilen Felsen, um sich dann jählings in die Tiefe zu stürzen. Hoch auf sprühte die Gischt, die der Frost in winzige, in der Sonne glitzernde Kristalle verwandelte, die sich alsbald auf den Zweigen niederließen, welche sich über den aufschäumenden Bach neigten.
Sodann gelangte der Bach zu der alten Gerberei, breitete sich tief in ihren zerfallenen Kellergewölben aus, um dann seinen Weg fortzusetzen, vorbei am Feld mit den Apfelbäumen, die, Vogelscheuchen gleich, ihre kahlen Äste in den eisigen Winterhimmel streckten.
Und weiter, immer weiter ging es talwärts. Bald verengte sich der Weg, bald rauschte das Wasser den nächsten Felshang hinunter. Rechter Hand dräute ein steiler, düsterer Hang, dicht mit niedrigem Gesträuch bewachsen. Von seiner Zinne ließ sich ein schmaler Wasserfall hinab, um sich mit unserem Bache zu vereinigen.
Zur Linken war ein schmaler Steg in den Felsen gehauen, der den Bach fortan bis hinunter zu den Fischteichen begleiten sollte. Alsbald sprangen die ersten Forellen fröhlich aus den Fluten, glücklich dem Schicksal ihrer Artgenossen in der Fischzucht entronnen.
© Annemarie Nikolaus, März 2001

 

 

Copyright © 2001 Annemarie Nikolaus
Stand: 16/01/07