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Krautsand                                            

 

 

 

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Nach dem "Feuerpferd" arbeiten wir gemeinsam an einem neuen Romanprojekt - ein Krimi dieses Mal. 

 

SWS-Story " Sommerloch", Teil 12

Als die Tür des Gehöfts mit einem lauten Krachen aufschlug, tat Herma reflexhaft einen Schritt zurück. Mit dem linken Fuß trat sie in eine Untiefe und verlor das Gleichgewicht. Sie knickte um; mit einem Aufstöhnen streckte sie die Arme aus. Aber da war nichts, woran sie sich festhalten konnte; nur niedriges Gras.

Sie stürzte zur Seite, versuchte, sich mit der rechten Hand abzufangen - und dieses Mal konnte sie einen Aufschrei überhaupt nicht mehr unterdrücken. Schmerz schoss bis zum Ellenbogen hoch, während gleichzeitig ihr Fußgelenk zu pochen begann. Warum hatte sie die elegante Dame spielen und hohe Pumps anziehen müssen? „Herma, du bist ein eitles Huhn!" Sie schimpfte laut über sich, ohne daran zu denken, dass man sie vielleicht hören konnte.

Sie setze sich bedächtig ins Gras und hob langsam den schmerzenden Arm gegen das Mondlicht. Das Handgelenk wirkte merkwürdig verkantet. Wie gut, dass sie Linkshänderin war; sonst wäre dies wohl das Ende ihres Urlaubs. Vorsichtig drückte sie den Arm gegen ihren Bauch, stützte sich mit der anderen Hand ab und wollte aufstehen.

Mühsam gelangte sie auf die Knie, verharrte dann einen Moment, bevor sie ganz aufstand. Als sie den linken Fuß aufsetzte, durchzuckte sie erneut ein stechender Schmerz.. Wieder ließ sie sich auf den Hintern fallen. Sie bräuchte eine Stütze, einen Stock oder etwas Ähnliches.

Plötzlich tauchte einer der Italiener von dem Pferdetransport in ihrem Gesichtsfeld auf. Herma ließ die Schultern sinken.

„Sie schon wieder, Signora?" Nach zwei weiteren Schritten beugte er sich über sie. „Was machen Sie hier?"

„Ich ..." Herma streckte ihm die rechte Hand entgegen. „Helfen Sie mir auf, bitte."

Scusi?"

Sie stützte die Hand auf und richtete sich etwas auf. „Ich bin spazieren gegangen. Und bin gestürzt."

Er blickte an ihr entlang. „In den Schuhen?"

„Eben! Ich habe mir den Fuß verstaucht." Wieder streckte sie ihm die unverletzte Hand entgegen.

Zu ihrer Verwunderung blickte er zum Haus zurück. Er schien zu zögern; doch dann packte er sie an der Hand, schob seinen Arm unter ihre Achseln und zog sie hoch. „Ich kann Ihnen nicht helfen."

Herma versuchte, den linken Fuß zu belasten. Wie ein Feuerstoß kam der Schmerz; stöhnend lehnte sie sich gegen den Italiener und biss sich auf die Unterlippe.

Wieder blickte er sich um. „Ich bringe Sie in den Stall. Dann können sie gehen, sobald Sie wieder laufen können." Er hakte sie unter. „Aber klauen Sie mein Pferd nicht."

„Bringen Sie mich nach Dochtersen. Sie haben doch ein Auto."

„Nein."

 

© Annemarie Nikolaus

 

Copyright © 2001 Annemarie Nikolaus
Stand: 18/06/10